In diesem Blogartikel geht es um die Art des Praktizierens und wie wir uns selbst auf dem Kissen, der Matte und im Leben begegnen.
Der Text besteht dabei unter anderem aus vier Texten, die bezüglich dieses Themas ganz schön zusammenpassen und sich gegenseitig ergänzen.
Die einzelnen Texte selbst findest Du, neben vielen weiteren, auch in unserer Publikation Kurze Texte zur Inspiration und zum Glücklichsein.
Unsere innere Grundhaltung sollte liebevoll, verbindend, mitfühlend bzw. verstehend und fördernd sein. Das bezieht sich auf alles, einschließlich uns selbst. Der Träger dafür ist die Achtsamkeit. Die Kraft, aus der wir dies heraus umsetzen können, ist die Verbindung mit uns selbst und damit letztlich auch mit den anderen. Diese Verbindung bauen wir im Yoga über das Praktizieren auf. Das Praktizieren kann natürlich bestimmte Übungen wie Asanas (Körperübungen), Pranayama (Atemtechniken) und Meditation beinhalten, aber im klassischen Yoga geht es vor allem auch um die Art wie wir leben an sich. Dementsprechend gelten die Grundsätze im Yoga nicht nur für die Zeit auf der Yogamatte oder dem Meditationskissen, sondern für das gesamte Leben. Im Alltag sieht es daher nicht anders aus. In dem Augenblick, wo wir bewusst unseren Körper spüren, auf den Atem achten und unseren Geist ausrichten, gelangen wir aus den Gedanken in den Moment des hier und jetzt. Wie schon unter Achtsamkeit dargelegt, erfahren wir im reinen Sein des Momentes uns selbst. Wir sind dann in Verbindung mit uns selbst und damit auch unserer Umgebung. Denn in der Verbindung gibt es keine Trennung und es schwingt die Liebe unserer wahren Natur mit. So ist es dann auch einfach, andere ebenso wie sich selbst mit Mitgefühl, Zuneigung und Wohlwollen zu betrachten und zu behandeln. Es entsteht ganz von allein aus uns selbst heraus der Wunsch, dass es allen gut geht.
„Liebe ist der Wunsch, dass alle empfindsamen Wesen sich des Glücks erfreuen und nie ganz vom Glück getrennt sein mögen.“
Dalai Lama
„Mögen alle Lebewesen Glück und Harmonie erfahren“
Segensspruch aus dem buddhistischen wie auch yogischen Kontext
Eine Praxis sollte zunächst einmal beständig sein. Im Yoga gibt es dafür den Begriff Abhyasa. Es ist nicht anders, als wenn wir ein Instrument lernen oder eine Pflanze pflegen. Beides braucht kontinuierliche Zuwendung. Gleichzeitig sollte die Praxis jedoch auch innerlich entspannt, liebevoll und in Maßen sein. Wir wollen uns ja nicht fertig machen, sondern etwas entstehen und gedeihen lassen.
Auf der Matte, dem Kissen, aber auch im „Leben dort draußen“ gibt es dabei die innere und die äußere Haltung; die physische und die mentale. Beide sollten fest, kraftvoll und stabil sein, aber auch gleichzeitig entspannt, angenehm und freudvoll. Der Körper ist kraftvoll und doch entspannt. Der Geist fokussiert und nach innen gerichtet., aber auch gelassen, ruhig und klar. Der Atem fließt weich und gleichmäßig.
In den Yoga Sutras des Patanjali wird dies in Kapitel 2 Vers 46 mit „Sthira sukham asanam – Die ideale Haltung ist stabil und leicht zugleich“ beschrieben.
Wir spüren also regelmäßig auf eine liebevolle Art in uns hinein und schauen, ob wir sthira (kraftvol, fest, stabil) und sukha (angenehm, leicht, genussvoll) sind.
Wir praktizieren und leben so basierend auf unserer inneren Grundhaltung mit/in Achtsamkeit. Unsere Kontrollinstanz dabei sind der Körper, der Atem und der Geist, sowie in gewisser Weise auch unsere Emotionen. Denn wir fühlen uns meist nur wohl, wenn Körper, Geist und Atem im Einklang sind.
„Die ideale Haltung ist stabil, fest und im selben Moment locker, leicht und angenehm zugleich“
Patanjali
„Yoga ist wie Musik. Der Rhythmus des Körpers, die Melodie des Geistes und die Harmonie der Seele kreieren die Symphonie des Lebens.“
B.K.S. Iyengar
„Unser Körper ist ein kostbares Geschenk, wir sollten ihn sorgsam pflegen. Denn er ist der Ort unseres Erwachens und unserer Erleuchtung.“
Jataka
Körper, Geist, Atem und auch die Emotionen sind direkt miteinander verbunden und interagieren fortlaufend. Sobald sich ein Aspekt verändert, tun es auch die anderen.
Wir können uns das wie ein Dreieck vorstellen in dessen Mitte unser Wohlbefinden und unsere Emotionen sind. Solange Körper, Geist und Atem im Gleichklang schwingen, fühlen wir uns wohl und sind innerlich entspannt. Wenn wir jedoch zum Beispiel im Geist gestresst sind, verspannen sich die Muskeln, die Organe laufen nicht mehr rund, der Atem ist nicht mehr tief, ruhig und gleichmäßig und wir fühlen uns auch nicht mehr wohl. Dasselbe passiert, wenn wir uns körperlich übernehmen, intensive leidvolle Emotionen empfinden oder falsch Atmen. Wird also Druck auf eine der Ecken oder die Mitte des Dreiecks ausgeübt steht das gesamte Gebilde unter Spannung und wir fühlen uns, soweit wir nichts dagegen unternehmen, in absehbarer Zeit nicht mehr wohl. Das bedeutet aber auch, dass wir durch die Wahrnehmung eines einzelnen Aspektes des Dreiecks, egal ob es nun der Körper, die Gedanken oder der Atem ist, jederzeit unseren momentanen Zustand erkennen können. Das klingt sehr einfach und ist es auch, aber oft vergessen wir das und merken es erst, wenn wir uns schon eine Weile verloren haben. Wenn wir jedoch regelmäßig und mit einem Lächeln der Leichtigkeit in uns hinein spüren merken wir viel schneller, wenn wir Gefahr laufen uns zu verlieren und können dementsprechend eingreifen, um dies zu verhindern oder durch einfache, kleine Übungen der Wahrnehmung und Achtsamkeit wieder zurück in die innere Ruhe und Gelassenheit kommen. Denn eine Handlung wirkt sich im negativen wie im positiven auch auf die anderen Ebenen auf. Das heißt demnach eben auch, dass ich ebenso die Möglichkeit habe über die Bewegung und Ausrichtung meines Körpers, die Art der Gedanken in meinem Geist oder über den bewussten Fluss meines Atems einen Entspannungsimpuls setzen und so direkt meine Wahrnehmung, mein Wohlbefinden und meine Gefühle beeinflussen kann. In der Entspannung wird der Geist wieder klar und wir kehren automatisch zu uns selbst zurück. In einem aufgewühlten See können wir nichts erkennen, aber wenn der See ruhig wird, können wir den Grund sehen und die Sonne kann sich in ihm spiegeln. So ist die Schwingung des entspannten Gehirns die Basis, für Klarheit, Kreativität, Regeneration, Heilung, Lebensfreude und Glücksempfinden. Diese dafür nötigen Impulse können, da alle Aspekte miteinander verbunden sind, sich auch lediglich auf eine Ebene beziehen. Auf der körperlichen Ebene können das leichte Dehnübungen für den Schulter-Nacken-Bereich sein, ein Strecken oder Räkeln, eine Aufrichtung der Wirbelsäule und des Rumpfes, leichte Dehnübungen allgemein oder auch ein paar Grimassen zur Entspannung des Gesichtes. Denn schlechte Laune und eine verspannte Gesichtsmuskulatur bzw. ein „verhärtetes“ Gesicht gehen direkt miteinander einher. Auf der geistigen Ebene kann es eine Vorstellung von etwas Schönem oder eine Erinnerung an etwas Schönes sein. Beim Atem haben wir die Möglichkeit über eine tiefe Einatmung und eine bewusste vollständige, gegebenenfalls seufzende Ausatmung loszulassen und so einen ersten Entspannungsimpuls zu setzen. Gerade wenn wir im Stress sind, vergessen wir oft das Ausatmen und „halten“ zu viel in uns. Danach können wir ein paar bewusst Atemzüge ruhig, weich und gleichmäßig durch die Nase hinein und aus ihr wieder hinaus fließen lassen. Da alles miteinander verbunden ist beruhigt uns das genauso wie eine angenehme Körperbewegung oder ein schöner Gedanke. Wenn wir uns in liebevoller Zuneigung auf einer Ebene ein Lächeln schenken, wird unser ganzes System lächeln. Es ist, wie wenn die Wolkendecke aufreißt, es heller wird und uns ein wärmender Sonnenstrahl trifft: Wir fühlen uns sofort besser.
Diese Verbindung von Körper, Geist und Atem hilft uns natürlich nicht nur bei der Praxis, sondern auch im Alltag. Denn so halten wir eine Verbindung zu uns und können rechtzeitig feststellen, ob wir auf dem richtigen Weg sind, oder uns gerade etwas verlieren, sodass Stress, Unzufriedenheit oder ähnliche Emotionen auftauchen und uns aus unserer natürlichen Freude herausholen, so wie Regenwolken, die die Sonne verdecken.
Ebenso ist es wichtig zu verstehen, dass die (spirituelle) Praxis, das Sadhana, sich nicht nur auf die Matte und das Kissen begrenzt, sondern die Prinzipien natürlich auch drumherum gelten und es sehr hilfreich ist, wenn wir diese leben.
Denn prozentual werden wir die meiste Zeit vermutlich mit anderen Dingen, als unseren „Übungen“ beschäftigt sein. Dort gehen die meisten verloren und es entstehen die Emotionen und Handlungen, die wir uns eher nicht wünschen.
Du wirst sehen, das Sadhana oder Deine Praxis vom Kissen und der Matte in den Alltag mit hinüberzunehmen und zu leben bedeutet einen Riesenunterschied und wird Dein Leben viel friedvoller, erfüllter und genussvoller machen.
Das kann sich auf die achtsame und liebevolle Präsenz beziehen oder auch auf das Bewusstsein, Teil eines großen Ganzen zu sein und nicht nur an sich selbst zu denken.
Dementsprechend noch ein kurzer Text zum Abschluss dieses Artikels.
Die Kunst der spirituellen Praxis, das Sadhana, ist nicht unbedingt regelmäßig bestimmte Übungen zu machen, sondern eine bewusste und erhebende Art zu leben als Ganzes zu kultivieren. So wie wenn sich jemand zum Beispiel als Christ*in etc. empfindet, dies auch in allen seinen/ihren Handlungen und nicht nur beim Morgen- und Abendgebet zum Ausdruck kommen sollte. Wir könnten also zunächst einmal versuchen fortlaufend mit uns selbst verbunden zu bleiben, um aus einer friedliebenden inneren Ruhe und mit einer heiteren Gelassenheit sowie einer liebevollen Zuneigung für uns und unsere Umgebung zu handeln und zu leben. Dies können wir schaffen in dem wir uns über die Achtsamkeit unseres momentanen Zustandes und unserer Reaktionen bewusst werden und gegebenenfalls, falls wir uns in den Widrigkeiten des Alltags verloren haben, über eine erneute innere Ausrichtung wieder mit uns selbst verbinden. Dabei geht es, wie in der Meditation auch, nicht um eine anstrengende permanente Selbstkontrolle und Selbstoptimierung, sondern um eine sanfte und liebevolle Selbstreflexion, die eher mit Leichtigkeit und einem inneren Lächeln geschehen sollte. Während wir also durch den Tag fließen, betrachten und erfahren wir was unser Körper, unser Atem und unser Geist machen, ebenso wie wir uns in den verschiedenen Situationen fühlen. Wenn wir spüren oder bemerken, dass wir uns in Gedanken oder Emotionen verlieren, verspannen, energielos werden oder unwohl fühlen, können wir zum Beispiel durchatmen, den Körper etwas bewegen oder unseren Geist auf etwas Schönes ausrichten. Dadurch verbinden wir uns wieder mit uns selbst und fühlen uns ausgeglichener und angenehmer. Auf einer einfachen Ebene bedeutet im Alltag praktizieren also, uns unserer Handlungen bewusst zu sein und so zu agieren, dass wir mit uns verbunden bleiben oder wir uns immer wieder mit einem inneren Lächeln mit uns erneut verbinden. Denn in uns liegt eine wundervolle Ruhe, Kraft, Klarheit und Freude, die wir durch die Verbindung mit uns erfahren können. So kosten uns unsere Aufgaben weniger Energie und unser Leben fühlt sich angenehmer an. Wie inzwischen auch Studien festgestellt haben, steigt die Lebenszufriedenheit definitiv und deutlich durch ein achtsam geführtes Leben an.
Auf einer höheren Ebene bedeutet im Alltag zu praktizieren sich darüber hinaus auch als Teil der Schöpfung zu empfinden und dementsprechend zu handeln. Wenn wir mit uns verbunden sind und es uns gut geht, erfahren wir diese Verbindung nicht nur mit uns selbst, sondern auch mit unserer Umgebung. Es entsteht der Wunsch, dass es allen gut geht und die Trennung zwischen uns und dem Rest löst sich mehr und mehr auf. Wir erfahren dies ganz leicht, wenn wir glücklich sind und dies Glück ganz natürlich teilen möchten. Es entsteht einfach von innen heraus der Wunsch, dass alle glücklich sind. Das heißt für unsere Handlungen diese nicht für unseren Vorteil, sondern zum Wohle aller auszuführen. Wenn wir es schaffen unsere Aufgaben einfach auszuführen, weil sie zu tun sind und nicht, weil sie uns einen Vorteil verschaffen oder wir etwas damit erreichen wollen, bekommen unsere Handlungen eine andere Qualität. Es ist wie das eigene Glück zu teilen. Wir erfahren uns dann als freier und leichter. Denn wir sind frei von der begrenzten egoistischen Handlung zur persönlichen Bereicherung, die einen permanenten Kampf mit sich führt. Das führt dazu, dass eine Leichtigkeit diese Freiheit vom sich-positionieren-müssen umweht und da wir nicht mit dem kleingeistigen Egoismus in uns, sondern mit uns und dem wundervollen Leben verbunden sind, schwingt auch der innere Frieden unseres eigentlichen Selbst durch uns hindurch. Wir werden gelassener und können das Leben besser genießen. So lässt uns das Praktizieren im Alltag letztlich glücklicher und erfüllter in Frieden leben.
In dieser Reihe gibt es dann noch die beiden Blogartikel (folgen in den nächsten Wochen)…
Sadhana Teil II – Ein Weg nach Hause, ein Weg zu sich selbst
Sadhana Teil III – Wenn wir dann unseren Weg gehen
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